Bereits zu Beginn des Open Calls Corona Futures stand folgende Frage im Raum: Wie sähe ein angemessener und sinnvoller Abschluss der Initiative aus? Im ersten Moment vielleicht eine triviale Frage und offensichtlich zu beantworten: Durch die Publikation der eingereichten Beiträge!
Eigentlich ganz einfach; eigentlich logisch? Oder nicht?
Eigentlich ganz einfach; eigentlich logisch? Oder nicht?
Eine solche Logik hätte etwas Dialogisches: Der Einreichungstext wirft Fragen auf, fragt – Einreichende entwickeln Ideen, antworten. Ein kurzer Dialog. Wenn auch wohl eine gängige Vorgehensweise im Format Open Call. Doch in welchem Zusammenhang stehen nun die eingangs aufgeworfene Fragen mit den rückgespiegelten Ideen? Bedarf es hier eines Abgleiches? Und wenn ja, von wem? Der Dialoglogik folgend, läge die Bringschuld nun wieder bei mir. Doch wie reagieren? Der Versuch einer vermeintlich alle Beiträge durchdringende Reaktion, einer Einzelperson auf die Vielzahl der diversen Beiträge, in einem Format, das versucht möglichst geringe Hierarchien und (Be-)Wertungen vorzunehmen, um unterschiedlichste Menschen zur Beteiligung einzuladen – passt das zusammen?
Die Sammlung der Ideen in der Online Galerie ist ein offener Fundus und bleibt eine Momentaufnahme unterschiedlichster Perspektiven. Wenn nun also kein weiterer Reflex (als Antwort auf die Antwort) folgen soll, wie wäre es dann mit neuen Fragen: Als offensiver Umgang damit, dass eine Operationalisierung den Beiträgen wohl kaum gerecht wird: (einfach?) neue Fragen. Ein offenes Ende, als Anfang. Wie pathetisch. Vielleicht nochmal ein Stück zurückrudern, vielleicht etwas normaler. Schwierig normale Fragen in einer wirklich unnormalen Situation zu finden. Doch vielleicht kann die Form zur Materialisierung der Fragen ein Anhaltspunkt sein, die den Rest (Funktion?) folgen lässt. Also einmal umgedreht: Was hilft in der Krise (ja, in jeder Krise) immer am besten?
Richtig, ein Wandkalender: Die absolute Sicherheit des nächsten Tages, ein praktisches Werkzeug der Routine, oft illustriert, manchmal poetisch, manchmal ironisch, häufig albern, doch irgendwie immer: Spender von Sicherheit zur Desinfektion von Ungewissheiten. Termine, Termiten, Termine. Vom Wandkalender nun nochmal zurück zur Antwort auf die Antwort, beziehungsweise schräg daran vorbei, zu den neuen Fragen (als Fragen): So trivial wie nötig und so trivial wie möglich. Teilweise extrahiert aus einzelnen Beiträgen, teilweise aus Geschehnissen der letzten Monate. Ein letztes Aufbäumen oder reine Selbstbestätigung. Geschenkte Normalität in unnormalen Zeiten, endlich wieder analog, endlich wieder unbeachtet, so normal. Fürs Klo oder für die KollegInnen im Homeoffice. Das nächste Jahr ist un/sicher, aber ausgedruckt schonmal wie in Stein gemeißelt.
Hier kommt der digitale, analoge Corona Futures Wandkalender 2k21.
— Lucas, November 2020